Versuche, der Plastiktüte den Garaus zu machen, gibt es nicht erst seit heute. Ende der 1980er Jahre kamen Plastiktüten auf den Markt, die unter Lichteinfluss zerfielen. Angeblich.So zumindest das Versprechen, kleingedruckt auf dem Tütenboden. Ein Copyshop im Hauptgebäude der Bonner Uni hatte eine Plastiktüte ins Fenster geklebt, um das Versprechen zu überprüfen. Die Tüte wurde aufgehängt, als ich anfing zu studieren. Als ich fertig war, hing sie immer noch da. Unversehrt und farbenfroh. Und ich kann dem geneigten Leser/-in versichern, dass ich nicht innerhalb von 6 Semestern studiert habe. Aber sind heute die Versprechen, der Tüte den Kampf anzusagen, glaubwürdiger? Nehmen wir den Handel, der sich die Tüte jetzt bezahlen lässt. Damit sich der Kunde dreimal überlegt, ob er wirklich eine braucht. Der Schritt ist sicherlich richtig. Aber schrecken 20 Cent wirklich ausreichend ab? Und was ist mit dem Onlinehandel? Er verpackt weiter in Plastik. Und der Onlinehandel wächst und wächst und wächst. Daher wird heute unter Hochdruck an Bioplastik geforscht. Es wird aus sogenannten nachwachsenden Rohstoffen gewonnen. Wer aber jetzt „nachwachsend“ als „nachhaltig“ interpretiert, erliegt einem falschen Versprechen. Denn diese nachwachsenden Rohstoffe sind aktuell vor allem Mais, Weizen und Kartoffeln. Stopfen wir Nahrungsmitteln in Bioplastik, fehlen sie auf dem Teller. Professor Matin Qaim, Agrarökonom von der Uni Göttingen, geht davon aus, dass Bioplastik den Druck auf die Nahrungsmittelproduktion erheblich verschärfen werde. Nach der Diskussion um „Tank oder Teller“ haben wir bald also noch zusätzlich „Tüte oder Teller“. Guten Appetit.